Légion étrangère
Die Fremdenlegion steht in einer bis ins 19. Jahrhundert zurückreichenden französischen Tradition, ausländische Truppen in Dienst zu nehmen.Sie wurde 1831 in der Nachfolge verschiedener Fremdenregimenter des Königreichs Frankreich ins Leben gerufen.Eines dieser Regimenter war das Régiment de Hohenlohe (Regiment Hohenlohe) ab 1816 unter dem Kommando von Ludwig Aloys von Hohenlohe-Bartenstein, der für seine Verdienste mit dem in französischen Adel höchsten Titel „Pair“ ausgezeichnet wurde. Dieses Regiment im Dienste französischer Royalisten zur Zeit der französischen Revolutionskriege wurde spätervon König Charles X. übernommen.Der erste Kommandant war der Schweizer Christoph Anton Stoffel aus Arbon.Für die geplante Kolonialisierung Algeriens brauchte Frankreich Truppen. Damals hatten sich viele Ausländer in Frankreich, überwiegend in Paris, angesiedelt.Mit der Aufstellung der Legion bekam König Louis Philippe die nötigen Soldaten und konnte zugleich eine beargwöhnte Bevölkerungsschicht reduzieren. Deshalbließ er am nächsten Tag per Dekret das Gesetz vom 9. März 1831 (la Loi du 9 mars 1831) offiziell bestätigen, wonach die Fremdenlegion nur außerhalb der kontinentalenGrenzen des Königreichs eingesetzt werden durfte. Am 17. April 1832 erlebte die Fremdenlegion bei einem Gefecht um Maison-Carrée in der Nähe von Algier ihre Feuertaufe.Die Einheit zählte zu diesem Zeitpunkt etwa 6000 Mann, davon 40 Prozent Deutsche und Schweizer. Innerhalb von nur drei Jahren verlor die Legion bei den Kämpfen in Nordafrika 3200 Mann,die starben, desertierten oder aus gesundheitlichen Gründen entlassen werden mussten.Der nächste Einsatz der Fremdenlegion, parallel zur weiteren Eroberung Algeriens, fand in Europa statt, im Ersten Karlistenkrieg in Spanien. In diesem bis 1840 dauerndenThronfolgekrieg unterstützten Frankreich und Großbritannien ab 1835 die „liberale“ Königin Isabella II. gegen den karlistischen Prätendenten Carlos. Großbritannien entsandteeine neu aufgestellte „Auxiliary Legion“ nach Spanien, die anfangs aus etwa 10.000 Freiwilligen bestand, Frankreich überließ Isabella per Vertrag die Fremdenlegion.In beiden Kontingenten kämpfte eine beträchtliche Anzahl von Exilpolen, die nach dem gescheiterten Aufstand von 1830/31 in die beiden westlichen Großmächte geflohen warenund deren Eintritt in die Truppen für den spanischen Thronfolgekrieg nun in beiden Staaten aktiv unterstützt wurde. Im Karlistenkrieg kam die erste Generation von Fremdenlegionärenfast vollständig ums Leben. Nur 250 von ursprünglich 6000 Mann kehrten im Januar 1839 nach Frankreich zurück.Um den nach wie vor nach Frankreich strebenden Flüchtlingsstrom zu kanalisieren und gleichzeitig den Truppenbedarf in Nordafrika zu befriedigen, hatte die französische Regierungschon im Jahr 1836 eine „Nouvelle Légion“ aufgestellt. Die Einheit gelangte hauptsächlich bei der weiteren Unterwerfung Algeriens zum Einsatz. Erst Ende der 1840er Jahregelang es den Franzosen nämlich, den algerischen Guerilla-Widerstand unter Abd el-Kader in einem Vernichtungskrieg zu brechen, der Massaker, verbrannte Erde und Deportationen einschloss und die algerische Bevölkerung um 15 bis 30 Prozent dezimierte. Die in diesem „asymmetrischen“ Krieg von den Franzosen angewandten Methoden sollten bis ins Zeitalterder Dekolonisation nach 1945 die Imperialkriegführung kennzeichnen, und in aller Regel spielte die Fremdenlegion dabei eine wesentliche Rolle.Am 5. November 1854 nahm die Legion im Krimkrieg an der Schlacht von Inkerman teil. Die Fremdenlegion kam in den meisten französischen Kolonialkriegen zum Einsatz.Im Sommer 1870 begann der Deutsch-Französische Krieg. Aus vielen Ländern kamen Freiwillige in die Rekrutierungsstellen der Fremdenlegion entlang der Staatsgrenzen, um sichder Fremdenlegion anzuschließen und das Kaiserreich Frankreich zu verteidigen.Ab 1883 wurde die Legion auch in Übersee eingesetzt. Sie war an allen wichtigen Schauplätzen von Frankreichs Interessenpolitik vertreten. Insbesondere sind dies
Tonkin (bis 1976 Nordvietnam, heute Vietnam, 1883–1940), Formosa (heute Taiwan, 1885),
Französisch-Sudan (1892–1893), Dahomey (heute Benin, 1892–1894), Siam (1893–1897),
Madagaskar (1895–1905) sowie Marokko (1900–1934).Der Ruf der Legion schon zu dieser Zeit
lässt sich anhand einer Aussage des Generals Joseph Gallieni verdeutlichen, der bestimmt war, das Expeditionskorps auf Madagaskar zu führen:
Ich verlange, dass mir 600 Mann der Fremdenlegion mitgegeben werden, um – sollte es so weit kommen –
ehrenvoll und angemessen fallen zu können. Joseph Gallieni
Die Legion stellt heute, mit dem ehemaligen „Régiment de Marche de la Légion Etrangère“ (RMLE) das 3. Infanterie-Fremdenregiment (3. REI), das höchstdekorierte Regimentder französischen Streitkräfte.
Die Soldaten des Régiment d’Infanterie Coloniale du Maroc (RICM) erhielten genauso viele Auszeichnungen
wie das 3. REI, existiert aber heute nicht mehr in seiner ursprünglichen Form mit der Rekrutierungsbasis in Marokko, und besteht heute als ‚Régiment d’infanterie-chars de marine‘ als leichtes Panzerregiment.